ORF2 Erbe Österreich - "Der Hagenbund"
ORF2 Erbe Österreich - Der Hagenbund
26. April 2022, 23:35 Uhr
Der neue Dokumentarfilm von Christian Papke erzählt die Geschichte des Hagenbunds, der in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorherigen Jahrhunderts die progressivste und wichtigste Künstlervereinigung in Österreich war.
Der Hagenbund wurde 1900 gegründet und hatte nichts mit deutschtümelnden Tendenzen zu tun, sondern die Künstler leiteten den Namen ihres Vereins vom Namen ihres Lieblingswirten auf der Gumpendorferstraße ab. Schon um 1920 verabschiedete sich der Hagenbund als „heute radikalste Gruppe“ (Robert Musil, 1922) aus der gemäßigten Moderne. Innovative Ausstellungskonzepte und ein enger Austausch mit zahlreichen anderen Künstlern und Künstlervereinigungen quer durch Europa brachten die Künstlergruppe kreativ und intellektuell voran. Mitverantwortlich für seine Fortschrittlichkeit waren aber auch die zahlreichen jüdischen und ab 1925 weiblichen Mitglieder des Vereins. Die Frau als Kollegin war ein Alleinstellungsmerkmal dieses Kollektivs, Frauen konnten in Sezession und Künstlerhaus nicht unterkommen. Die Künstlervereinigung stand somit auf verschiedenen Ebenen im Spannungsfeld zwischen dem konservativeren Künstlerhaus und der 1897 gegründeten, auf Jugendstil ausgerichteten Sezession. Beim Hagenbund gab es weniger ein einheitliches Wollen, sondern mehr eine pluralistische Suche nach neuen, zeitgemäßen modernen Ausdrucksformen in Kunst und Malerei.